Bei Coronavirus Ruhe bewahren

Juni 15, 2020

Ob das Mandelblütenfest in Neustadt-Gimmeldingen oder die ITB in Berlin – zahlreiche Veranstaltungen sind wegen des Coronavirus abgesagt. Die Kaiserslauterer Veranstaltungsmanagerin Brigitte Rottberg warnt vor Angst und Aktionismus.

„Dass die Internationale Tourismusbörse ITB in Berlin abgesagt wurde, kann ich sehr gut nachvollziehen“, sagt Brigitte Rottberg im Interview mit dem SWR. „Dort wären viele Aussteller aus China dabei gewesen – die Gäste wären aus der ganzen Welt angereist.“ Dann rate auch das Robert-Koch-Institut, solche Veranstaltungen abzusagen – die Ansteckungsgefahr sei zu groß.

Mögliche Gefahren werden bewertet

Bei anderen Veranstaltungen wie zum Beispiel dem Mandelblütenfest sei es nicht so eindeutig – hier liege die Entscheidung schließlich im Ermessensspielraum der Behörden. Schon bei den Vorarbeiten für Veranstaltungen würden sich die Verantwortlichen mögliche Gefahren anschauen, sagt Brigitte Rottberg. „Was passiert bei extremen Wetterlagen, bei Bränden, bei Terroranschlägen? Auf diesen Annahmen basieren dann die Notfallpläne.“

Das Coronavirus sei nun eine neue Gefahr, mit der die Verantwortlichen umgehen müssten. Brigitte Rottberg warnt dabei vor Angst oder Aktionismus. Das seien schlechte Berater.

Ruhe bewahren, Fakten sammeln, Lage beurteilen – und dann Entscheidungen treffen. Das ist der richtige Weg.

Wie kann man Kontakte zurückverfolgen?

Ein großes Thema sei in Zeiten des Coronavirus die sogenannte Rückverfolgung. Sollte sich jemand anstecken, müssen die Behörden wissen, mit welchen Menschen dieser Infizierte Kontakt gehabt habe. „Bei Festen ist diese Rückverfolgung natürlich schwieriger als bei Veranstaltungen, für die Tickets verkauft werden“, sagt Brigitte Rottberg. Zum Teil würde die Rückverfolgung bereits in die Auflagen der Behörden eingearbeitet. „Irgendwann sagen die Veranstalter dann: ‚Das kann ich nicht mehr erfüllen‘.“

„Veranstaltungsbranche stark gebeutelt“

Und dadurch entstehen möglicherweise schwere wirtschaftliche Schäden, wenn Veranstaltungen abgesagt werden müssen. Denn die Veranstalter treten oft in Vorleistung: Planungskosten entstehen oder Hotelzimmer werden gebucht. „Die Veranstaltungsbranche ist deshalb zurzeit wirtschaftlich stark gebeutelt“, sagt die Kaiserslauterer Veranstaltungsmanagerin Brigitte Rottberg.

Jedem Einzelnen gibt sie den Rat, auf das eigene Bauchgefühl zu hören, wenn man auf Veranstaltungen gehen will. „Es ist ja immer noch an jedem selbst, in Zeiten des Coronavirus ins Fritz-Walter-Stadion zu gehen oder nicht.“ Panik sei aber auf gar keinen Fall angesagt.

Brigitte Rottberg hat sich als Managerin von Großveranstaltungen einen Namen in ganz Deutschland gemacht. So organisierte sie zum Beispiel Veranstaltungen während der Fußball-Weltmeisterschaften 2006 in Deutschland und 2014 in Brasilien oder auch den Papstbesuch 2011 in Erfurt. Außerdem ist sie jedes Jahr für den Rheinland-Pfalz-Tag im Einsatz.

Sendung vom

Fr, 6.3.2020 12:00 Uhr, Am Mittag, SWR4 Radio Kaiserslautern